Ein Teil des Herzens bleibt im Eichsfeld

Die Pilgergruppe aus Bremen PilgerTREFF .unterwegs BREMEN nimmt traurig Abschied vom Eichsfeld. Eine perfekte Woche mit Über­raschun­gen und Emo­tionen liegt hinter ihnen.

Matthias Heinemann (rechts) aus Leine­felde begleitet die Bremer auf Abschnitten (Foto: Eckhard Jüngel / Funke Medien Thüringen)

Glückliche Gesichter. Das ist das, was Frank Kaufhold am Ende einer beson­deren Woche sehen wollte und am Freitag am Witzen­häuser Bahnhof auch zu sehen bekam. Eine Woche hat er eine Pilger­gruppe aus Bremen begleitet, die als erste Gruppe den Eichsfelder Jakobus­weg komplett gelaufen sind. Es seien beim Abschied fast Tränen geflossen.

„Für mich hat es jeden Tag ein echtes High­light gegeben. Die Woche verlief nahezu perfekt“, sagt Frank Kaufhold, als er überlegt, welche Bilanz er zieht. Auch Sieg­fried Arand überlegt. Die beiden Uderaner sind die Initia­toren des Pilger­weges, beide schon auf dem Camino in Nordspanien gelaufen und begeis­terte Wall­fahrer.

Spontane Besuche und Champagner aus Frankreich

Der erste Höhepunkt sei für ihn gleich am Anreise­tag die Vorabend­messe in Leine­felde mit Pilger­segen gewesen, sagt Frank Kaufhold. „Ein wunder­barer Auftakt.“ Und für den nächsten Tag fällt ihm sofort die Enthül­lung des Pilger­steines in Wülfin­gerode ein. Dort traten die Gäste aus Bremen mit ihren Eichs­felder Beglei­tern den Pilger­weg an. Noch bis zum Ende der Woche seien die Bremer von einem weiteren Höhe­punkt begeis­tert gewesen, nämlich am Montag vom Früh­stück hoch über Deuna. So etwas hätten sie noch nie erlebt, auch nicht, dass ein Bürger­meister sie so herz­lich empfängt, wie es in Deuna geschah.

Überra­schungen habe es mehrere unterwegs gegeben. Zum Beispiel hatte Evelyn Find­eisen aus Birkungen in der Zeitung von dem Vorhaben der Pilger gelesen. Sie brachte den Pilgern spontan Bananen, Obst und schriftliche Grüße zur Birkunger Kapelle.

Zu der Pilger­gruppe aus Bremen, die eine Woche auf dem Eichs­felder Jakobus­weg unterwegs war, gehörte auch Ronald Kloska. Die Gäste aus dem Norden zeigten sich vom Eichs­feld begei­stert (Foto: Eckhard Jüngel / Funke Medien Thüringen).

Höhepunkte habe es bei der Pilgerwoche nicht nur bei mensch­lichen Begeg­nungen gegeben. Es seien viele weitere Eindrücke gewesen, zum Beispiel ein Picknick an der Kapelle Stein­hagen zwischen dem Scharfen­stein und Heiligen­stadt. „Es war später Vormit­tag, als wir das Körbchen auspackten. Allein die Land­schaft zu über­blicken, die stille Würde der Kapelle … das hat schon beeindruckt“, sagt Kaufhold.

Zeitweise kommen Eichsfelder Pilger hinzu

Siegfried Arand sorgte für eine weitere Über­raschung. Nach der Übernach­tung in Uder – „Im zentralen Jakobus­pilger­ort in Mittel­deutsch­land“, wie er sagt – staunten die Gäste nicht schlecht, als er in der Über­schmiede ein Cham­pagner-Früh­stück kredenz­te. „Der Champagner stammt von einem Weingut in Frank­reich. Frank und ich haben es einst bei einer Pilger­reise entdeckt. “

Das war natürlich mit der Geschichte eine große Freude. Arand führte die Gäste kurz durch Uder, ehe sie sich nach Born­hagen auf­machten. „In Uder haben sich uns zwei Pilger­innen aus Büttstedt und Dingelstädt für die Tages­etappe ange­schlossen“, erzählt Kaufhold. „Sie hatten davon in der Zeitung gelesen.“ Begeistert seien alle vom Han­steiner Friedhof gewesen.

Bevor es schließlich Richtung Hessen ging, sei ein weiteres unvergess­liches Erlebnis der Gang durch den „Zauber­wald“ bei der Teufels­kanzel gewesen.

Gäste werden zukünftig Botschafter des Eichsfeldes sein

„Es war neblig und dadurch unglaublich still und mystisch.“ Doch der Blick auf die Werra sei möglich gewesen und damit auch auf die ehemalige Grenze. Die Bremer seien sehr interessiert gewesen, mehr über die deutsche Teilung und das Leben an der Grenze zu erfahren, als sie über alte Kolonnenwege liefen und auch Teile des alten Zaunes sahen. Schon unterwegs habe das Thema ab und an eine Rolle gespielt, und haben die „Nordlichter“ den Eichsfelder Begleitern interessiert zugehört.

„Wir kommen wieder“, hätten beim Abschied die Gäste gesagt. „Und wir bringen Freunde mit.“ Das Eichsfeld sei teils wie eine Offen­barung gewesen. „Kaum jemand im hohen Norden kennt unseren Landstrich“, sagt Kaufhold. Die Bremer werden nun nicht nur Pilger, sondern auch Bot­schafter für das Eichsfeld sein.

Alles in allem, so Kaufhold, sei es eine wunder­bare Woche gewesen mit vielen Eindrücken, Gesprä­chen und Erleb­nissen in einer sehr harmo­nischen Gruppe. Die Etappen seien gut zu bewäl­tigen gewesen, wenn nicht gar für manche Pilger sogar ein bisschen zu kurz. „Aber man kann viel abseits des Weges erleben und entdecken.“ Und einige der Gäste hätten gesagt, sie hätten einen Teil ihres Herzens im Eichsfeld gelas­sen, wollten die Eindrücke noch lange nachhallen lassen.

Quelle:  Der Artikel von Silvana Tismer wurde in der Eichsfelder Allgemeine veröffentlicht am 19. August 2023


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