Frank Kaufhold aus Uder begleitet jetzt Pilgernde eine Woche lang auf dem Eichs­felder Jakobus­weg. Die Gruppe ist seines Wissens die erste, die den Weg komplett läuft. Neugierige dürfen sich gern noch anschließen (Foto: Eckhard Jüngel).

Eine Gruppe aus Bremen wird die erste sein, die den Eichs­felder Pilger­weg komplett läuft, Andachts­orte und herrliche Aus­blicke inklu­sive. Spontanes Mitgehen ist möglich.

Eine Woche unterwegs auf dem Jakobusweg

Wenn man vom Jakobsweg spricht, dann haben die meisten Leute sofort den „Camino“, den Jakobs­weg in Nord­spanien nach Santiago de Compostela vor Augen. Aber zu diesem Jakobs­weg muss man erst einmal kom­men, zum Bei­spiel über den Jakobus­weg, der durch das Eichs­feld verläuft.

Frank Kaufhold aus Uder kennt diesen Weg. Auf dem Camino in Spanien ist er schon wiederholt gewesen, übernimmt dort sogar die Betreu­ung von Pilgern, die den steinigen Weg bewäl­tigen wollen. Der Eichs­felder Jakobus­weg ist ihm ein Herzens­anliegen. Gemein­sam mit Sieg­fried Arand aus Uder, Pfad­fin­dern und vielen weite­ren Helfern ist es inzwi­schen gelun­gen, den Weg zu kenn­zeich­nen, ihn mit Steinen und der berühm­ten Pilger­muschel auszu­statten, um den Weg zu weisen.

Gemeinsam, allein, im Gespräch und in Schweigen

Eine Woche lang wird jetzt der Eichs­felder Weg im Mittel­punkt stehen. Die Deut­sche Jakobus­gesell­schaft mit Sitz in Aachen ist mit im Boot. Vom 12. bis zum 18. August wird jeden Tag ein anderer Abschnitt im Eichs­feld erwan­dert. Beglei­tet wer­den die Pilger und Neu­gierigen von Frank Kaufhold, aber auch von Christa und Martin Gottschewski, die deswegen aus Bremen anreisen.

„Wie immer auf unseren Pilgerwanderungen hat jede Pilgerin und jeder Pilger weitestgehend die Freiheit, allein und im eigenen Tempo unterwegs zu sein“, erklärt Frank Kaufhold. Er weiß, dass so mancher Mensch auch mal für sich sein will, um die Natur bewusst zu genießen oder auch seinen eigenen Gedanken still nachhängen will. „Wer mag, schließt sich gegebenenfalls zusammen und geht einen Teil des Weges gemeinsam. Alles kann, nichts muss“, erklärt Kaufhold. Man verabredet sich einfach und trifft sich am und auf dem Weg wieder.

Luxus spielt bei der Pilger­wan­derung keine Rolle. „Wir sind mit unserem Ruck­sack unter­wegs, über­nach­ten mit Iso­matte und Schlaf­sack, aber auch mal im Bett, sorgen in Eigen­regie gemein­sam für Früh­stück. Abends gehen wir aus.“ Er empfiehlt, nichts mit­zu­nehmen, was man nicht not­wendig braucht, denn man muss es tragen. Wer möchte, kann nach dem Früh­stück mit einem kleinen Impuls in den Tag starten. Auf Wunsch gibt es auch einen Original-Pilger­pass (Creden­cial del Peregrino). „Stempel gibt es leider noch nicht an jedem Ort auf dem Weg“, bedauert Kaufhold.

Der Samstag, 12. August, gehört erst einmal der Anreise nach Leine­felde. Übernach­tet wird mit Iso­matte und Schlaf­sack im Pfarr­saal. Sonntag startet die erste Etappe von Soll­stedt aus. Der Weg führt über Wülfin­gerode mit Besuch der evan­ge­lischen Elisa­beth-Kirche und ihrem gol­denen Sarg ins Eichs­feld mit einem Auf­stieg zu einem Aus­sichts­punkt mit wunder­baren Aus­blicken. Ziel ist Deuna. Von Deuna geht es Montag weiter in Rich­tung Bein­rode über das Kloster Reifen­stein und die Wald­kapelle Birkungen.

Die längste Strecke – 23 Kilometer – wartet am Dienstag auf die Wan­derer, die sich dann gleich­zeitig auf zwei Pilger­wegen befin­den, dem Eichs­felder Jakobus­weg und dem Weg Loccum-Volken­roda. Sie führt von Bein­rode über die Burg Scharfen­stein und die Kapelle Stein­hagen zunächst nach Heili­gen­stadt. Wer mag, darf dann vom Gepäck befreit die Stadt erkun­den oder sich einfach nur aus­ruhen. Am Abend dann werden die letzten vier Kilo­meter nach Uder gemein­sam in Schweigen zurückgelegt.

Anschluss für Tagesetappen jederzeit spontan möglich

Von Uder geht es am nächsten Tag nach Born­hagen, aber nicht, bevor Orts­chronist Sieg­fried Arand kurz durch Uder und natür­lich durch die Jakobus­kirche geführt hat. Über den Hansteiner Fried­hof mit Blick auf die mittel­alter­liche Burg Hanstein steht an diesem Abend eine Über­nach­tung in einer Scheune an. Von Born­hagen geht es am Don­ners­tag weiter über die Teufels­kanzel und die ehe­ma­lige inner­deutsche Grenze zur Burg Ludwig­stein. Am Freitag endet dann der Pilger­weg in Witzenhausen.

Die Wetterprognosen sind inzwischen für die kom­mende Woche zum Wandern nahezu ideal. Es soll nicht zu warm und nicht zu kalt werden. Frank Kauf­hold empfiehlt, trotz­dem eine leichte Regen­jacke einzu­packen, man wisse ja nie. Die Gruppe, die sich jetzt auf die ein­wöchige Tour macht, zählt 14 Teil­neh­mer, die aus dem Großraum Bremen (Delmenhorst, Weyhe und Verden), aus Lübeck und Selk bei Schleswig  kom­men. Sie sind nach Frank Kauf­holds Wissen die erste Gruppe, die den Eichs­felder Jakobus­weg komplett läuft. Eichs­felder, die mit­laufen möch­ten, dürfen sich den Pilgern auf Tages­etappen anschlie­ßen, aller­dings ohne Über­nach­tung. „Einfach bei mir melden“, sagt Kauf­hold. Und er verrät, dass ein Pilger­führer im Paper­back-Format zum Eichs­felder Weg in Vorbereitung ist.

Quelle:  Der Artikel von Silvana Tismer wurde in der Eichsfelder Allgemeine veröffentlicht am 10. August 2023


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Eine Woche unterwegs auf dem Eichsfelder Jakobusweg