Wir nehmen Abschied von unserem Pilgerfreund und langjährigen Weggefährten Wilhelm Reichel aus Güstrow.
Wir kennen Wilhelm als einen Mann der ersten Stunde und als einen unermüdlicher Wegbegleiter beim Aufbau und der Pflege der Jakobswege in Norddeutschland.
Im Mai 2005 hat er den Freundeskreis der Jakobswege in Norddeutschland mitbegründet und sich seitdem intensiv um das Pilgerwesen in Norddeutschland, ganz besonders in Mecklenburg-Vorpommern, verdient gemacht.
2006 hat er innerhalb der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft die Region Norddeutschland mitbegründet. Er war bis in die jüngste Zeit Wegkoordinator für die Jakobswege in Mecklenburg-Vorpommern, die Via Baltica sowie für den Baltisch-Mitteldeutschen Jakobsweg, den er maßgeblich entwickelt hat. Gemeinsam mit Detlef Gehring hat er auch den Birgitta-Weg von Sassnitz bis Triebsees, im weiteren Verlauf auch gemeinsam mit Kersten Köpcke bis Lüneburg, recherchiert und für nachfolgende Pilger zugänglich gemacht.
Als Koordinator sorgte er sich unermüdlich um die Wegpflege, hielt Kontakt zu den Behörden und Aktiven entlang der Wege und gewann zahlreiche Pilgerherbergen, die Pilgernden auf ihrem Weg Unterkunft gewähren. Für viele war er durch seine freundliche und offene Art ein Vorbild. Wilhelm stand und steht für das einfache Leben des Pilgers und er wehrte sich stets gegen die Kommerzialisierung des Pilgerwesens.
Unvergessen ist seine Führung zum Treffen der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft in Salem am Kummerower See im Jahr 2008. Von Rostock ging es über Schwaan, Güstrow, Teterow und Malchin nach Salem. In Dorfkirchen, damals noch nicht renoviert, wurden Stopps für Stundengebete nach benediktinischer Sitte eingelegt. Auch mit Gruppen pilgerte Wilhelm immer wieder auf den Pilgerwegen in Norddeutschland, und war als Pilgerbegleiter sehr geschätzt. Der Jakobsweg war für ihn vor allem ein Glaubensweg.
Das Treffen der Region Nord 2017 in Windbergen bereicherte er durch einen Vortrag über seine Reise nach Jerusalem, die er im Jahr zuvor gemeinsam mit seiner Frau Ursula erleben durfte. Seine Begeisterung war spürbar und ansteckend. Im vergangenen Jahr erfüllte er sich dann einen langgehegten Wunsch – und ging den Shvil Israel. Wichtig waren ihm dabei auch die Orte abseits des eigentlichen Weges und auf den „Spuren“ Jesu unterwegs gewesen zu sein – am See Genezareth mit Kafarnaum, Tabgha und Magdala, dem Berg der Seligpreisungen, der Aufstieg zum Berg Tabor, Nazareth und anderen Orten mehr. Diesen Pilgerweg zu gehen erfüllte ihn mit großer Dankbarkeit.
Einem Pilgerfreund sagte er, bereits gezeichnet von seiner Krankheit, dass er auf ein erfülltes Leben zurückblicke. Dieses – und sein Gottvertrauen – würden es ihm leicht machen, seinen letzten Pilgerweg zu gehen.
Wilhelm ist am 27. Juli 2020 nach schwerer Krankheit verstorben. Gott nehme Wilhelm nach seiner langen Pilgerreise bei sich auf.
In bleibender Verbundenheit,
deine Pilgerwegfreundinnen und Freunde.